2. Geschichte und Herausforderungen für eine Kirche des gerechten Friedens

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.
(Joh 14, 27)

In der Geschichte der christlichen Kirche gäb es verschiedene Positionierungen in Bezug äuf Frieden und Gewältfreiheit. Während einige Kirchen, wie z.B. die Mennoniten und die

Quäker, am Primat der Gewaltfreiheit festhielten, herrschte in den protestantischen Staatskirchen Europas die Lehre vom ‚gerechten Krieg‘, die sich u.a. auf Augustin und Luther bezog.

Unter dem Eindruck zweier Weltkriege begann Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen Kirchen ein Umdenken. Die Einführung der Wehrpflicht 1962 in der DDR brachte viele Christen in harte Gewissenskonflikte, und es gab eine Welle von Verweigerungen, die 1964 zur Einführung des Bausoldatendienstes führte, eines waffenlosen Dienstes innerhalb der NVA. Die Evangelischen Kirchen in der DDR haben diesen Dienst als „ein deutlicheres Zeugnis des gegenwärtigen Friedensgebotes unseres Herrn“ gewertet. Der Bausoldatendienst steht für Kompromiss und Zivilcourage, nur die wenigsten verweigerten den Militärdienst total. So trafen viele der kirchlichen Mitarbeiter eine pazifistische Entscheidung, die sich dann bis zur friedlichen Revolution und der Öffnung der Kirchen auswirkte.

In den 80er Jahren erstarkte angesichts der atomaren Hochrüstung die kirchliche Friedensbewegung, und in der Ökumenischen Versammlung in der DDR wurde die Abkehr vom Gedanken des ‚gerechten Krieges‘, von ‚Geist und Logik der Abschreckung‘ eingefordert und die Entwicklung einer ‚Lehre vom gerechten Frieden‘ angemahnt, die Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung zusammen denkt.

Mit der Wiedervereinigung und der Übernahme der kirchlichen Strukturen aus den alten Bundesländern, insbesondere mit der Übernahme der Militärseelsorge, hat sich die Situation verändert. In der EKD wurde begonnen, eine Lehre vom gerechten Frieden zu entwickeln. Ergebnis ist die Denkschrift„Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ (2007).

Eine bleibende Herausforderung ist dieFrage, ob oder unter welchen Umständen ein Christ Soldat sein kann und wie die Kirche ihre Stimme für die Gewaltfreiheit und die Friedenslogik hörbar erheben kann.

Kommentare

6 Gedanken zu „2. Geschichte und Herausforderungen für eine Kirche des gerechten Friedens“

  1. Das Umdenken, von dem in diesem Abschnitt die Rede ist, konkretisierte sich z.B. in der Praxis in der Aktion Sühnezeichen oder im Hilfswerk der EKD und in deren Folge in der Gründung von Brot für die Welt.

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  2. In diesem Abschnitt fehlt eine präzise Erläuterung, was unter „Gerechter Friede“ verstanden wird. Der qualitative Unterschied zwischen dem Einsatz für „Gerechtigkeit und Frieden“ als ethisch normierende Größen für kirchliches Friedenshandeln und „Gerechter Frieden“ als eschatologische Größe, die wir nicht einfach „machen“ können, wird an keiner Stelle dargestellt oder erkennbar.

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  3. Die Frage, ob ein Christ Soldat sein könne, resultiert primär aus der Militärdienst. Sie könnte erweitert werden um Fragen nach Rüstungsproduktion oder Rüstungsforschung.

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    • Der Abschnitt erweckt den Eindruck, als ob die politischen Herausforderungen, für die das Militär in der Vergangenheit Lösungsoptionen bereitstellen sollte, nicht mehr existieren. Der Kommentar zu Rüstungsproduktion und -forschung inspiriert mich über Digitalisierung im Militärwesen nachzudenken: Drohnen- und Cyberkrieg sind ja keine Zukunftsszenarien mehr. Minensuch- und Bergungsroboter gehören vermutlich schon zum Alltag der Bundeswehr. Ich frage mich, wie Krieg oder militärische Auseinandersetzung im Papier gedacht werden, damit man zu einer sinnvollen Bestimmung von Frieden kommen kann.

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  4. Zum Zeugnis Jesu gehört auch, dass er von Soldaten keine Aufgabe ihres Berufes gefordert hat. Außerdem war er bereit, sie zuhause, d.h. in ihrer Kaserne zu besuchen (s. Hauptmann v. Kapernaum). In der Kirchengeschichte gab es immer Christen, die Soldaten waren. Die Evangelische Kirche schreibt niemandem vor, welchen Beruf jemand zu wählen hat.

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