5. Konkrete Handlungsempfehlungen für die EKM auf allen Ebenen

Wer den Frieden will, bereite den Frieden vor.

In der EKM mit ihren vielfältigen Gemeinden gibt es konkrete Initiativen, die essentielle Beiträge zur Entwicklung einer friedensstiftenden Gemeinschaft leisten.

Hierzu zählen Bemühungen und Aktivitäten im Bereich der Friedensspiritualität. Die Kraft des Friedensgebetes haben wir in der Geschichte selber erfahren. Für den Frieden zu beten ist der genuine Beitrag der Kirche zum Frieden in der Weltgemeinschaft. Eine ausgeprägte Friedensspiritualität soll auch zukünftig die EKM prägen. Daher verpflichtet sich die EKM die Bemühungen um Gewaltfreiheit und Frieden zum festen Bestandteil der Verkündigungsarbeit zu machen.

In den Gottesdiensten der EKM erweitern wir die Bitte „Gebt einander ein Zeichen des Friedens“ aus der Abendmahlsliturgie auf alle Gottesdienste ohne Abendmahl an die Stelle vor dem Segen.

Außerdem bitten wir darum, Friedensgebete als unverrückbare und unersetzliche Bestandteile in den Gemeinden der EKM auszubauen sowie vorhandene Formen aus den Regionen als Praxisbeispiele für die Gemeinden in der EKM kommunizieren und vorzustellen. Die EKM setzt sich für eine agendarische Form des Friedensgebetes ein und beauftragt die Arbeitsstelle Gottesdienst für die Entwicklung einer solchen Form. Diese Form soll in einer Neuauflage des Gottesdienstbuches Aufnahme finden.

Daneben stehen die Aktivitäten im Bereich der Friedensbildung, die sich der Trias von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung verpflichtet wissen. Eine moderne Friedensbildung basiert auf Kommunikation und begleitet die Entwicklung gewaltfreier Sprach- und Ausdrucksformen. Sie ist kreativ, begegnet den Menschen in ihren Bedürfnissen und eröffnet den Einzelnen phantasievolle Wege für ein friedvolles Leben. Sie regt zum kritischen Denken an und trägt zum vernetzten Handeln bei. Feindbilder abzubauen, Initiativen gegen Bedrohungen und Ansätze der zivilen Konfliktbearbeitung zu verbreiten halten wir für einen wesentlichen Beitrag in dieser Gesellschaft und Welt. Diesem Beitrag dient die Friedensbildung. Friedensstiftende Gemeinschaft zu schaffen gehört zu unseren Hauptaufgaben.

Die EKM auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens stärkt auf den unterschiedlichen Ebenen die eigenen Friedensbildungsangebote:

  • In Kindertageseinrichtungen werden Friedensbildungs-angebote installiert.
  • In Evangelischen Schulen wird die Friedensbildung und eine Gedenk- und Erinnerungskultur zu festen Bestandteilen der Curricula. Dies wird strukturell und institutionell unterstützt. Ebenso wird in Gesprächen mit den Landesregierungen darauf hingewirkt, dass Friedensbildungsangebote in den staatlichen Schulen vorgehalten werden.
  • Die EKM führt in der gesamten Weiterbildungsarbeit die Gewaltfreie Kommunikation, wie sie Marshall Rosenberg entwickelt hat oder vergleichbares Konzept, ein. Hierfür braucht es zusätzliche personelle und zeitliche Ressourcen.
  • In der Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden wird das Thema „Frieden und Versöhnung“ zum festen Curriculum des Unterrichts aufgenommen.
  • In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird dafür Sorge getragen, dass die Friedensarbeit einen zentralen Punkt einnimmt. Dies kann u.a. durch die Erarbeitung und Bereitstellung von aktuellen und ansprechenden Arbeitsmaterialien für dieses Arbeitsfeld geschehen.
  • In der Aus-, Fort- und Weiterbildung werden Module in gewaltfreier Kommunikation und Konfliktbearbeitung fester Bestandteil der Fortbildungsanbietenden.
  • Im Bereich der Mediation wird dieses Angebot für Gemeinden und Einzelpersonen mit breiter personeller Ausstattung zur Verfügung gestellt.
  • Die internationalen Freiwilligendienste werden intensiv beworben und durch die EKM gefördert. Die Möglichkeiten und Potentiale ziviler Friedensfachdienste werden bekannt gemacht.

In allen benannten Bereichen sollten die Erfahrungen und das KnowHow des Netzwerkes Friedensbildung Mitteldeutschland genutzt werden. Entsprechende Kooperationsmöglichkeiten sollten ausgebaut und unterstützt werden.

Die EKM ist mit dem Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum (LKÖZ), das die Themen des konziliaren Prozesses – Gerechtigkeit – Frieden – Bewahrung der Schöpfung bearbeitet, schon jetzt wegweisend aufgestellt. Dem LKÖZ, insbesondere der bzw. dem  Friedensbeauftragten kommt im Gesamtprozess die federführende und koordinierende Rolle zu.

Das notwendige Budget zur Umsetzung dieser Konzeption ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend zu bestimmen.

Die vorliegenden Überlegungen setzen auf die inhaltliche, strukturelle und finanzielle Stärkung des Friedensprofils der EKM in der laufenden Arbeit.

Kommentare

16 Gedanken zu „5. Konkrete Handlungsempfehlungen für die EKM auf allen Ebenen“

  1. Zur Veränderung der Abendmahlsliturgie: Nette Idee – aber wird es nicht zur oberflächlichen Gewohnheit? Oft gibt es nicht mal bei Abendmahlsgottesdiensten einen Friedensgruß.
    Vorschlag: In Andachten und Gottesdiensten kann die Friedenssehnsucht in verschiedenen Formen und Gesten aufgenommen werden.

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  2. Woran es in der Kirche nicht mangelt ist Material. Da gibt es viele tolle kreative Formen. Eine agendarische Ausformung braucht es dafür nicht. Frieden braucht Phantasie.

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  3. Der Beruf des Soldaten kann ihn schuldig machen und an Leib und Seele verwunden. Eine Kirche des gerechten Friedens sollte sich dieser Not erbarmen durch Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat, z.B. durch Seelsorge.
    Friedensarbeit geschieht auch in der Seelsorge in der Bundeswehr. Die Soldaten erwarten das von der Kirche. Der Militärpfarrer ist durch seine Ordination zur Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus und damit auch seiner Friedensbotschaft verpflichtet. Er begleitet Soldaten in die Extremsituation der Einsätze. Und er berät Soldaten, die einen Antrag auf KDV stellen. Und die Veranstaltungen der Militärseelsorge bieten einen Freiraum in der Bundeswehr, wo offen und kritisch gesprochen werden kann.

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    • Ich stimme Herrn Kölling zu. Die jungen Frauen und Männer, die ihre berufliche Zukunft in der Bundeswehr sehen, haben aus meiner Sicht ein Recht auf seelsorgerliche Begleitung und friedensethischer Bildung, mit der ganzen Vielfalt, die das erfordert, bei Auslandseinsätzen, aber auch bei ihrem Dienst in Deutschland.

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  4. Die Konfis sollen selbst über die Themen mitbestimmen. Zuviel wird da erwartet und „eingeführt“. Das widerspricht heutigen Bildungsansätzen.

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  5. Gemeinden sollen sich öffnen in den Sozialraum hinein, um den Blick für die besonders Bedürftigen wachzuhalten und tätig zu werden. In der Kooperation mit Diakonie bzw. den Kreisdiakoniestellen, Kirchengemeinden und Kirchenkreisen werden Angebote für ein Friedensstiftendes Handeln vor Ort entwickelt.

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  6. Es könnte sinnvoll sein, das LKÖZ in einem nächsten Schritt formal mit der Entwicklung eines konkreten Arbeits- und Umsetzungskonzepts zu beauftragen, das die Einrichtungen und Partner einbezieht.

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  7. Am LKÖZ wird ein Gremium angesiedelt, in dem alle Vertreter der Friedensarbeit von den Basisgruppen über die Friedensfachkräfte bis zur Seelsorge in der Bundeswehr vertreten sind. So können ihre Erfahrungen einschließlich aktueller Entwicklungen in den Krisenregionen einfließen.

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  8. Einige grundsätzliche Anmerkungen:
    – dem Papier fehlt die Konzentration auf Themen und Ziele,
    – trotz Gliederung in fünf „Schritten“ bleibt das Ganze für ein Grundsatz-Papier zu unübersichtlich
    – die beschriebenen Ziele sollten konkreter und nachprüfbarer benannt werden,
    – das Papier ist sehr lang und sollte deutlich gekürzt werden sollte,
    – die Sprache ist teilweise sehr binnenkirchlich und für viele Menschen nur schwer verständlich

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  9. Der Abschnitt übersieht, dass der Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen Thüringens und Sachsen-Anhalts über die Fachlehrpläne aller Schularten (Grund-, Sekundar- und Regelschulen, Gymnasien und Fachgymnasien sowie Berufsbildende Schulen) sich auf vielfältige Weise bereits jetzt mit friedenethischen Fragen reflexiv und kreativ auseinandersetzt. Für eine größere Wirkmächtigkeit gehört hierher aus meiner Sicht vor allem das Nachdenken, Nachfragen und Sprechen mit den Religionslehrkräften, die in jedem Fall auch Mitglieder*innen unserer Landeskirche und ihrer Gemeinden sind.

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  10. Hier wollen wir als Gemeindedienst der EKM ausdrücklich unterstützen, aber auch weiter verstärken: Wo immer in dem Papier EKM steht, wünschen wir uns stärker eine auch auf den einzelnen hin angezeigte Ausdifferenzierung. Was ist die EKM? Eine Institution, eine Organisation mit Unterorganisationen. Die zu nutzen, wie hier beschrieben, ist allemal richtig. Denn eine EKM kann zwar Papiere in die Welt setzen, sie aber nicht mit Leben erfüllen. Wir meinen, dass in dem Papier und v.a. in dem Prozess noch deutlicher gemacht werden sollte, dass es auf das Zeugnis, den Einsatz jedes einzelnen Christen, auf die kleinen Gemeinschaften, auf Initiativen und das Herzblut einzelner in den Gemeinden ankommt.

    Wir wollen verstärken: Wichtig sind alle Überlegungen und Impulse, wie der hier angestoßene und gewollte Prozess, der ja das eigentlich Entscheidende ist ebendig, grasverwurzelt, von ganz vielen mit Seele erfüllt werden kann. Wenn nicht viele einzelne Menschen (vergleichbar mit dem Prozess für Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung v.a. in den 80er Jahren) sich erfassen lassen, bleibt das Vorhaben ein Papiertiger, der zwischen Aktendeckeln verstauben wird.

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